Eitze, der kleine, verschlafene Ort bei Verden, war berühmt für zwei Dinge: seinen wunderschönen Blick auf die Aller und die besten Frühstückseier im Landkreis. Diese Eier stammten von dem hübschen Bauer Willi, dessen Hühner ein beneidenswertes Leben führten. Sie hörten Mozart aus einem alten Radio, bekamen jeden Morgen frischen Haferbrei und hatten Namen wie Gertrud, Hildegard und Olga.
Eines Morgens stand Willi jedoch mit offenem Mund vor seinen Nestern. Kein einziges Ei war da! Nicht eines! Gertrud gackerte unschuldig, Hildegard scharrte im Sand, und Olga putzte sich seelenruhig die Federn.
„Was zum Kuckuck ist hier los?“ rief Willi.
Das ganze Dorf wurde schnell auf die Eier-Krise aufmerksam. Auch Bäckerin Trudi war außer sich. „Was soll ich ohne Eier backen? Luftkuchen? Die Hochzeitstorte für die Familie Schulze kann ich dann wohl vergessen!“
Die Eitzer formierten sofort eine Ermittlungstruppe, angeführt von Dorfpolizist Karl. „Das ist ein klarer Fall von Eierdiebstahl“, verkündete er wichtig und zückte ein vergilbtes Notizbuch, das er seit Jahren für den Fall der Fälle bei sich trug.
Am Abend lauerten die Dorfbewohner mit Taschenlampen bewaffnet auf dem Hühnerhof. Sie versteckten sich hinter Heuballen und warteten. Um Mitternacht hörte man plötzlich ein leises Rascheln.
„Da! Bewegung im Hühnerstall!“ flüsterte Karl.
Alle sprangen aus ihren Verstecken und leuchteten in die Dunkelheit. Doch anstatt eines Diebes sahen sie Willi selbst – in Schlafanzug und Pantoffeln – wie er gerade dabei war, Eier in eine große Kiste zu packen.
„Willi! Was machst du da?“ fragte Trudi entsetzt.
Willi, ertappt wie ein Huhn im Mehl, sah schuldbewusst drein. „Ich... ich wollte euch nicht sagen, dass ich die Eier heimlich zur Großbäckerei nach Bremen verkaufe. Die zahlen das Doppelte! Aber ich wusste, ihr würdet mir das nie verzeihen.“
Das Dorf war einen Moment lang still. Dann begann Trudi zu lachen, und bald lachten alle mit. „Willi, du alter Gauner! Das nächste Mal teilst du den Gewinn mit uns, verstanden?“
Willi versprach hoch und heilig, keine Geheimnisse mehr zu haben. Die Hühner kehrten zu ihrer Mozart-Routine zurück, die Dorfbewohner bekamen wieder ihre Frühstückseier, und das Dorf beschloss, den Vorfall offiziell als „Die große Eier-Verschwörung von Eitze“ in die Dorfchronik aufzunehmen.
Seitdem wird Willi auf Dorffesten liebevoll „Eier-Kaiser“ genannt – und er muss jedes Jahr die Eier-Omeletts für alle braten.